In Memoria an einen großen Meister: Taiji Kase (1924-2004)


In Memoria an einen großen Meister: Taiji Kase (1924-2004)

 Am 24. November 2004 verstarb mit Taiji Kase im Alter von 75 Jahren in Paris der GM des Karate-Do. Wir alle kannten die gesundheitlichen Probleme des Sensei. Alles begann, als er im Mai 1999 einen Infarkt erlitt und dennoch schon nach wenigen Monaten seine Aktivitäten wieder aufnahm. Mitte September erlitt er dann eine schwere Infektion, die auch sein Rückenmark und sein Herz angriff. Er kam noch einmal wieder auf die Beine und sein Zustand stabilisierte sich, so dass er bis kurz vor seinem Tod zusammen mit den Fortgeschrittenen seiner Organisation, der „Shotokan Ryu Kase Ha Instructor Academy“, mit an einem Projekt arbeitete. Doch sein Karma sollte ihn woanders hinführen. Am 19. November 2004 erlitt Sensei einen Hirnschlag. Er viel ins Koma und wurde in die Notaufnahme eingeliefert, wo er noch mehrere Herzanfälle erlitt. Fünf Tage später, am 24. November, trat Sensei Kase schließlich um 17.25 Uhr Ortszeit seine letzte Reise an.

Zwischen Sonntag dem 28. und Montag dem 29.11 statteten Freunde und Schüler ihren letzten Besuch im Hause des Sensei in Paris ab.

Sein Begräbnis und die Verbrennung fanden dann am 30. November auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise statt. 350 Trauernde – darunter Familienangehörige, Schüler und Freunde – meditierten, beteten und verabschiedeten sich von einem großen Mann.

Am 5. Dezember organisierte die Familie des Sensei in Paris ein Frühstück zum Gedenken des Verstorbenen, an dem knapp 100 Familienmitglieder, Freunde und Schüler von Jung bis Alt teilnahmen.

Sensei hat uns mit seiner körperlichen Hülle verlassen, doch sein Geist wird immer unter uns sein und er wird uns animieren, mehr zu geben als wir in der Lage zu sein glauben. Seine wichtige Arbeit wird unter jenen fortbestehen, die ihm mit Aufrichtigkeit gefolgt sind und sie werden mit der gleichen Leidenschaft von ihm sprechen wie er es über seine Meister getan hat und über alle, die ihn im Laufe seines Lebens beeindruckt haben.

Grüß Gott, Meister! Du hast uns den richtigen Weg, den wir nehmen sollen, gezeigt. In den Augenblicken des Zweifels und der Mutlosigkeit müssen wir uns nur Deiner erinnern und uns an Dir aufrichten.

Seine Schüler, Freunde und die Direktion dieser Zeitschrift drücken der Familie des Meisters ihr tiefstes Beileid aus.

Er ruhe in Frieden.

Kurzbiographie von Taiji Kase

Taiji Kase wurde am 09. 02. 1929 in Chiba (Japan) geboren und verstarb am 24.11.2004 in Paris. Schon mit sechs Jahren begann er mit dem Judo und erhielt darin 1944 den 2. Dan. Im gleichen Jahr begann er seinen Weg des Karate-Do im Shotokan-Dojo mit Sensei Gichin Funakoshi. Außerdem übte er sich in den Unterrichtsstunden an der Universität von Senshu unter Ausbildern wie Yoshitaka, Hironishi, Kamata, Okuyama, Hayashi, Uemura, u.a.. Ende März 1945 trat er mit nur 16 Jahren in die Sondereinheit der Kamikaze der Armee ein. Zu unser aller Vorteil endete der Krieg im August des gleichen Jahres, wenige Tage bevor er zum Einsatz gekommen wäre.

Nach Kriegsende war das Shotokan-Dojo zerstört, weswegen er sich erneut dem Judo widmete, bis Gichin Funakoshi erneut die Gruppe des Shotokan aufstellte. 1946 erhielt Taiji Kase den Shodan des Karate-Do und 1949 den Sandan, so dass er Kapitän seiner Universität (Senshu) wurde, wo er 1951 den Abschluß in Wirtschaftswissenschaften machte. Er trat in die JKA (Japan Karate Association) ein, um ein Profi zu werden, stand aber immer in Verbindung mit der NKS (Nihon Karate-Do Shotokai). Durch seine Technik und seinen tapferen und kämpferischen Geist wurde er zum Ausbilder im Kumite für die Ausbilder der JKA, unter denen sich Namen wir Enoeda, Ochi und Shirai befanden. 1964 verließ er Japan als Botschafter der JKA und des Karate und gab Lehrgänge in zahlreichen Ländern, bis er schließlich 1967 nach Frankreich kam und sich in Paris niederließ, wo er zum Chef der JKA in Europa wurde.

Die Karatekas jener Zeit waren von seinen Ushiro Geri und Kaiten Geri beeindruckt, von seinen Techniken mit der offenen Hand, von den schnellen und präzisen Stellungswechsel, und seine Kamaes und die Oyo-Bunkai zählten mit zu den Besten. Doch was an ihm am meisten beeindruckte war seine Natürlichkeit, seine Effizienz im Kampf und die Art und Weise, wie er die subtilen Aspekte des Budo zu vermitteln wusste.

2001 gründete er die „Shotokan Ryu Ha Instructor Academy“ mit dem Ziel, seine Schüler und Nachfolger in aller Welt zu schulen und sein Erbe für die Zeit nach seines Ablebens sicherzustellen.

Er sprach immer von drei Entwicklungsphasen im Karate: Okinawa, Japan und die Etappe von Yoshitaka. Auch wenn er es (aus Bescheidenheit) niemals gesagt hätte, so haben seine Schüler, die sein Karate erlernten, eine weitere Phase hinzugefügt: die des Sensei Kase (Kase ha). Sensei Kase war eine einfache und freundliche Person, die mit menschlicher Wärme und einem unerschöpflichen Wissen über das Budo ausgestattet war, das nur sehr wenige Menschen je erreichen.